Sunday, April 09, 2006

Ladenschluss und Shopping-Wahn

Schonmal eingekauft?
Falls nicht sollte man es mal versuchen.
Aber bitte nicht mehr ab circa eine Stunde vor Ladenschluss. Dies ist nämlich die grobe Zeitspanne, die von der unterdurchschnittlichen Kassen-Kraft benötigt wird um sich schonmal mental auf Feierabend einzustellen.

Sollte man es also wirklich geschafft haben an der Türsteher-mäßigen Kaufhaus-Security im Eingangsbereich vorbei zu schleichen; so wird man spätestens an irgendeinem geistesarmen Kassier-Schergen erneut aufs übelste mitten im Startanlauf zum eigenem Kaufrausch aufgehalten.

"Wie verdammt nochmal sind Sie denn bitte noch hier hereingekommen ??" tönt es einem freundlich aus vollem Hals entgegen.

"Die Kasse ist schon zu und wir schliessen ja eh gleich."

Der gekonnte Blick auf die Öffnungszeiten wärend dem Reingehen hat einen doch nicht etwa so grobschlächtig getäuscht?

Um das schwachsinnige Gespräch nicht schon in den Anfangszügen versiegen zu lassen murmelt man irgendwas davon, daß doch noch mindestens eine ganze Stunde geöffnet sein müsste; ist ja schließlich weder Allerheiligen noch Führer´s Geburtstag.
Aber hier ist absolut nichts zu holen.
Mit leeren, geradezu anteilnahmslosen Augen hebt die sogenannte “Fachkraft“ beide Arme wie ein Zombie, bereit sich auf ein frisches Gehirn zu stürzen - will aber nur recht unenergisch Richtung Ausgang wedeln.
Dieses Manöver irgendwie noch nicht ganz durchschaut bläst man selbst schnell zum Gegenangriff und semmelt der Alten tierisch eine mit einer, im Griffbereich herumliegenden, Etikettiermaschine.
Die brutalen Auswirkungen dieser martialischen Waffe total unterschätzend schlägt man noch ungefähr sieben-und-zwanzig mal auf die vermeintliche Leiche der Ex-Kassiererin in Spe ein; nur so zur Sicherheit versteht sich.

Sobald die Kaufhaus-Security auftaucht ist es natürlich langsam an der Zeit ersteinmal vornehm das Weite zu suchen, um sich in Ruhe Gedanken über diverse Fluchtpläne machen zu können. Immer auf Nummer sicher gehen.
Mit der knüppelschwingenden Security im Nacken wagt man den ersten tollkühnen Fluchtversuch...
Mit einer Arschbacke auf die Rolltreppe und ab dafür.

Zweiter Stock: Heimwerkerbedarf.

Die Sicherheitskräfte waren wider erwartend schlauer und haben die Flucht-Etage bereits komplett zur entmilitarisierten Zone erklärt. Mit nichts als blankem Freiheitsdrang, nebst ein paar unterwegs ergatterten Andenken entscheidet man sich für Plan Beta und geht zum bewaffneten Kampf über.
Als erstes versucht man sich vor den noch weit überlegenen Obrigkeitskräften versteckt zu halten; zumindest so lange, bis man eine geeignete Bewaffnung aufgetrieben hat.
Wenige, unauffällige Minuten später ist das Verteidigungskontingent komplett.


Selbiges umfasst:

einen Nylonstrumpf aus der Wäscheabteilung,
eine mit Klebstoff übergossene Klobürste ( diese wird später als flammender Morgenstern Furcht und Schrecken in die erstaunten Gesichter und Herzen des verhassten Feindes treiben )
,ein paar Flaschen Chavalier, die zusammen mit literweise Spiritus und einigen Golfsocken zu Molotov-Coktails umfunktioniert wurden
,ein Bolzenschussgerät, bei dem man den verdammten Sicherheits-Mechanismus mittels etwas Isolierband entschärft hat, nebst jede Menge Geschosse für das Ding und
eine Sporttasche um das ganzes Zeug noch irgendwie tragen zu können...


Sollte man auch mit diesem Arsenal bestückt noch irgendwie in Bedrängnis geraten hat man ja immer noch die angerostete 9mm des Zivi-Bullen, der einst in den wilden Siebzigern versuchte im Namen der Unterdrücker die eigene, kleine terroristische Vereinigung zu unterwandern; wäre er mal vorsichtiger dabei gewesen.
Aber da jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten ist konzentriert man sich lieber wieder auf das Bevorstehende.
Die Erstürmung des Ausgangs gestaltet sich jedoch wesentlich einfacher als erwartet.
Nicht die anfangs befürchteten Hundertschaften mit Panzerwagen, Wasserwerfer, Feldkaplan und der Lizenz zum Töten ?.
Nicht einmal ein paar poplige Normalo-Bullen ??

Vom Gegner offensichtlich völlig unterschätzt schiesst man die beiden Deppen vom Schließpersonal einfach locker im vorbei rennen über den Haufen und entkommt dämonisch lachend in die lang ersehnte Freiheit. Understatement rockt halt doch... irgendwie.
Frustrationsbedingt, aber natürlich auch weil man den ganzen Klimm-Bimm jetzt nicht nach Hause schleppen will, wird in der Morgenzeitung wohl etwas von einem verheerendem Kaufhausbrand zu lesen sein.



Keine Leichen, kein Verbrechen.