Sunday, April 09, 2006

Mitbewohnersuche im sozialen Brennpunkt.

Im Lebenszyklus einer Wohngemeinschaft kommt es im Laufe der Zeit häufiger mal zu Neubesetzungen. Eigentlich wie "Big brother">, nur halt ohne Kameras, Rauswählen oder Siegergeld - bei sowas kann im Endeffekt sowieso nur jeder verlieren; und zwar ausnahmslos alles. Seien es Würde, sexuelle Grundausrichtung oder einfach nur den Verstand.
Das Trauerspiel beginnt bereits kurz nach dem Erscheinen der, nur ganz leicht, verfälschten Zeitungsanzeige. Vielleicht wollte sich der scheidende Mitbewohner ja auch nur mit diesem letzten, in den Augen seines Publikums irgendwie nicht richtig zündenden, Kalauers einen allerletzten allseits beklatschten Abtrittswitz leisten. Wie zu erwarten war bleibt das komödiantische Verständnis dabei völlig auf seiner Seite.


Swingende “nur Männer”-WG sucht kontaktfreudigen, devoten Mitbewohner ohne finazielle Interessen per sofort.
1 Zimmer; 30qm; Sonnenstudio und Sex-Shop gegenüber !!
250 Euro "warm"; Tel: 040 / 36026071


Was sich fast die gesammte nächste Woche unter dem Deckmantel eines freien WG-Zimmers so in der örtlichen Homo-Szene abspielt braucht,sollte und darf hier wohl nicht weiter erwähnt werden. Nachdem man sich also endlich eine Geheimnummer zugelegt hat, zugegeben sind diese Gurken- und Bananen-Analogien der rasierten Spaßvögel am anderen Ende der Leitung anfangs relativ stimulierend, werden aber schnell zur nervigen Farce, kann man nun wieder frei von sexuellen Belästigungen am Telefon leben. Mit einem entsprechendem Gehalt ließe sich da bestimmt über einiges Reden.

Ein paar Tage später hat man es dann endlich geschafft eine normale bis neutrale Anzeige zu schalten.



Junge WG sucht Mitbewohner/in für 30qm-Zimmer.
250 Euro warm; Tel: 040 / 36026071



Die ist doch wirklich viel besser; außerdem war sie obendrein auch noch günstiger als die fehlgeleitete Komik-Aspiration des, nun übrigens wesentlich mehr, verhassten Ex-Mitbesetzers. Aber Fortuna scheint den Zeitungsinserenten einfach nicht wohlgesonnen zu sein...

Die interessierte Klientel besteht größtenteils aus Horden von Pennern, die natürlich sammt aller ihrer Hunde einziehen wollen; sabbernden Irren aus der angeblich Halbgeschlossenen, die mit äußerst angsteinflösenden Zuckungen davon schwafeln das sie Dank der neuen Medikamente ja gar nicht mehr so gefährlich sind und deshalb dann und wann sogar schon wieder in Muttis Bett schlafen dürfen; schwerst bewaffneten Wehrsportgruppen, die das freie Zimmer als eine Art Sprungbrett für die sogenannte "Einfriedung" der, an den Hinterhof grenzenden, jüdischen Gemeinde nutzen wollen; schmierige Zuhälter die, mit Dollar-Zeichen in den Augen, beim Gedanken an ein Stundenhotel in Citynähe fast vor Freude weinen und last but certainly not least Osama Bin Laden und das halbe Taliban-Regime, die nach ein paar strategischen Fehlkalkulationen ihre Gesellschaft erstmal umstrukturieren müssen um vor den letzten Aktionäre nicht völlig scheisse darzustehen. Ein neues Management hier, ein paar Fabriken in der dritten Welt da; und schon ist der Laden wieder weltklasse.



Schätze Bin Laden hat das Zimmer.