Gurki und die Jagd nach dem verlorenen Ego
prolog.
ich liebe dich einfach nicht mehr. we´ve just lost cabin pressure. gurki hatte mit so ziemlich allem gerechnet, aber dieses fiasko hier überstieg seine denkfähigkeit bei weitem. "wie jetzt?" hörte man den etwas verstörter als normal klingenden hauptprotagonisten dieser, sich gerade vor ihm ausbreitenden tragödie fragen. den rest dieses, seiner meinung nach beschissenen gesprächs, nahm gurki nur noch verschwommen war. wie durch eine vollgekotzte glastischplatte dachte er während sich im inneren seines schädels eine top-ten der praktikabelsten arten aus dem leben zu scheiden bildete. tut tut. als gurki wieder ansprechbar war hörte er nur noch das besetztzeichen. und das telefon macht tut........ gurki war nie ein großer fan der neuen deutschen welle und auch von andreas dorau hatte er nie mehr als von einem nazi oder einem mülltonnen umwerfenden braunbären gehalten. das frischgewonnene singleleben fühlte sich nicht so toll an wie die verdammte werbung es immer wieder versprochen hat. aber gurki hatte in diesem moment keine lust sich mit der völlig überbewerteten realität zu befassen und wollte viel lieber besoffen sein. rumheulen wie ein kleines mädchen könnte man ja auch später noch dachte er sich und steuerte den eingang des örtlichen supermarktes an. "hey du, bleib mal stehen...", seit wann haben die hier den türsteher dachte sich gurki als er auf dem weg zum alkoholiker von einer zwei meter großen, ost-europäischen he-man-figur gestoppt wurde.
"als wenn die affen im zoo die tür machen...." hörte gurki sich leider sprechen anstatt es nur zu denken. die miene der ost-europäischen he-man-figur begann sich zu verfinstern.
"was hast du da gerade gesagt du pisser?" dröhnte es aus he-man heraus.
gurki war in einem zwiespalt. einerseits wollte er einfach nur an die dringend nötigen alkohilika, andererseits war er aber gerade viel zu angepisst um sich jetzt noch von irgendeinem dahergelaufenen ost-zonen-proleten mit scheisse volllabern zu lassen.
er saß in der zwickmühle. wie mahatma ganhdi versuchte er zu vermitteln und einzulenken. "eigentlich habe ich deine mutter gemeint" kam es aus ihm heraus. bis auf ein paar fliegende fäuste und einen dumpfen schmerz am kopf nahm gurki nicht mehr viel von der folgeszene wahr. schnitt! kamera aus! alles ab zum catering...und ruft dem bengel einen notarzt oder sowas...
als gurki wieder zu sich kam hatte er einen geschmack im mund als hätte sein kontrahent, quasi um seinen sieg zu feiern, ihm ins maul geschissen während er bewusstlos war. bei wiederholter geschmacksprobe stellte sich ein glück heraus das es nur der geschmack von blut war. gurki sah sich um... keine zähne auf dem boden – schonmal ein gutes zeichen – die milch machts dachte er sich beim aufrappeln.
zu sich kommen und den kellner suchen stand jetzt auf dem programm. nach kurzer sondierung der situation merkte gurki das es mehr als schwachsinnig wäre noch weiter auf die bedienung zu warten und betrat den supermarkt. endlose gänge mit allerlei überflüssigem kilmmbimm erstreckten sich vor gurkis überwältigtem gesichtsausdruck.
"ich scheiss auf eure tampons" fluchte er vor sich hin während die alk-odysse nach einer weiterführung schrie. nach gängen voller unnutzem scheiss kamen endlich die etwas interessanteren sachen: alkoholika!
mit dem sicherem blick eines fachmanns steuerte gurki auf die großen flaschen mit dem label warzentod, außerdem war auf der flasche noch das bild eines kotzenden Stiers – vielleicht war es auch nur eine kuh, gurki war nie besonders gut in bio gewesen. zwölf jahre in zugeschweissten baustellenklos gereift – dieser stoff konnte selbst den härtesten obdachlosen innerhalb von zwei schlücken blind machen. heurika, genau dieses zeug würde jetzt helfen all den privaten stress der in gurkis birne rumflog zu vergessen. den ganzen müll mit dem verpfuschten leben und der gescheiterten beziehung raus um platz zu schaffen für das süße gar nichts das er jetzt um so vieles lieber empfunden hätte.
mit einer flasche in jeder seiner zwei linken hände machte sich alki-gurki auf den weg zur kasse. als er am tiefkühlregal vorbeikam wurde einen moment lang inne gehalten.
ein geiles eis mit massig fruchtstücken drinne, das hätte jetzt richtig was dachte gurki sich; nach weiterem abschätzen der situation erklärte sich gurki jedoch für nicht stoned genug um einen 1000 gramm eimer fruchteis in sich reinzuschaufeln - später vielleicht – außerdem hätte er dann wohl viel zu viel auskotzmaterial im magen gehabt und auf alles von dort würde der warzentod bald seinen grausamen anspruch erheben.
waren aufs fließband legen, kohle bereithalten, sich von der rotzfrechen kassiererin anpöbeln lassen warum man denn alles in centstücken bezahlen müsse .... gurki hatte dieses ritual schon viele male vollzogen und handelte das ganze wie ein echter pro.
Wenn ich schon mal hier bin könnte ich auch gleich eine auszahlung vornehmen lassen dachte sich gurki als er mit dem gedanken spielte der rotzfreche kassiererin und diesem ganzen verdammten ausbeuterschuppen den krieg zu erklären und mit dem finger unter der Jacke in klassischer viertel-nach-acht krimi-manier den laden auszunehmen. Aber bei solchen aktionen konnte leider auch einiges schief gehen.
auf acht totensonntage im Knast hatte gurki so absolut keine lust. nicht wegen irgendwelchen klischees aus der bunten. da würde er einfach mit dem rücken zur wand duschen und die arschbacken zusammen kneifen. außerdem gab es bestimmt attraktivere opfer als the human vegetalbe aka. himself. viel abartiger fand er den gedanken für die nächsten jahre nie wieder in ruhe scheissen zu können. da will man gerade mit dem ekelhaft kratzenden altzeitungs-bio-klopapier die sauerei beseitigen und peng geht die stahltür auf und zwei duzend bullen mit runtergeklappten glasvisier und riotschild stürmen in die zelle. "zeit für deine montagabend-abreibung nummer 78-11" würde einer der bullen beim vermöbeln schreien. gurki selbst würde sich mit seinen armen schützend in eine ecke kauern und immer wieder insistieren das sein name nicht 78-11 sondern kunta kinte sei...
"hey moment mal.. ?"... falscher film dachte gurki sich. egal, mit dem wichsen wäre es dann auf jeden fall auch vorbei. there goes nothing und love doesn´t live here anymore.
von der raub- und knastphantasie losgerissen ließ gurki sich noch eine tüte für seine alkoholika aushändigen und schickte sich an den supermarkt zu verlassen.
1. lost in suburbia.
"so, jetzt brauch ich erstmal etwas saufgesellschaft!" sich allein zu besaufen fand gurki schon immer ziemlich grenzwertig. sozialer abstieg, verlust der arbeitsstelle und niemand hat einen mehr lieb. die propaganda von gurkis eltern und dem zdf-vorabendprogramm schien gewirkt zu haben...
um der ächtung zu entgehen gesellte er sich zu einer gruppe von pennern mit bunten haaren. gurki hatte seit je her ein großes problem damit diese gestalten als punker zu bezeichnen. den ganzen tag nur besoffen in der fuzo rumliegen und ab und an mal etwas kleingeld schnorren konnte doch jeder trottel.
"was habt ihr pisser den die letzten hundert jahre bitte schön für die bewegung getan außer einmal im jahr sämtlichen aldimärkten der stadt die scheiben einzuschmeissen und das ganze bier zu klauen ?" mit der meinung das der ganze scheiss nicht punk sondern mode war standen gurki und billy armstrong scheinbar recht allein da. aber was solls? in seinem aktuellen zustand hätte er noch mit ganz anderen gestalten saufen können. im geiste mit mao tse tung und josef stalin um die häuser ziehend nahm gurki hitler eine der flaschen aus ihrem plastiktüten-zuhause und öffnete den verschluss.
nächste haltestelle: fledermausland.
das ekelzeug schmekte noch beschissener als gurki sich in seinen kühnsten träumen hätte vorstellen können. mit der freien hand fuchtelte er vor seinem gesicht rum. anscheinend war er noch nicht blind geworden. mit diesem positiven feedback seitens seines körpers konnte fröhlich weiter gesoffen werden. obwohl die flüssigkeit fast nicht runter zu kriegen war riss gurki sich zusammen und trank weiter. "hier geht es schließlich um etwas größeres als mich, also voran .. voran!" grölte der schon leicht übertankte gurki in den haufen punker der ihn dafür nur verständnislos ansah. wie bei einer verdammten krake begannen unzählbare viele arme aus dem punkerhaufen hervor zuschnellen und versuchten sich des anscheinend ziemlich gut knallenden alks zu bemächtigen.
gurki hielt dagegen. "nur über meine steifgefrorene leiche ihr verdammten schnorrer!!" tönte es aus ihm heraus. wenige sekunden später war gurki umzingelt von durstigen Punkern – völlig eingekesselt – da ging nichts mehr. das hier war sein ganz persönliches stalingrad und ebenso wie die ignoranten nazischweine ihrerzeit, so wollte auch gurki keinesfalls kapitulieren... scheissegal wie übel die lage auch aussah und ob der rest der welt einen für ein arschloch hielt. alles weiter wie gehabt – führerbefehl.
ein stalinorgel-mäßiges trommelfeuer aus fliegenden fäusten und kreischenden, kleinen mädchen brach über gurki herein.
das einsetzende schwarz-weiße rauschen kündigte scheinbar den sendeschluss an .
wieder bei bewusstsein hatte gurki einen grausigen flashback. da schrie überhaupt kein kleines mädchen. das weibische gewinsel waren seine eigenen laute des leidens gewesen. er hatte wohl gehofft das die meute beim anblick eines flennenden girlies nicht ganz so hart zutreten würde. da hatte er wohl falsch gedacht. wie überaus peinlich, aber ein glück war die alkraubende pseudo-links-fraktion mittlerweile weitergezogen. "die sind wie ein haifisch" dachte gurki, "wenn die sich nicht bewegen sind sie tot." irgend sowas hatte er neulich in einer tiershow in der glotze aufgeschnappt. eigentlich auf durch brennende reifen springende elefanten eingestellt - aber mindestens, war gurki dann trotzdem im programm hängen geblieben.
"und durch diese scheiss-aktion bin ich ich jetzt zu allem überfluss auch noch wieder nüchtern" heulte gurki sich bei einer oma aus, die das ganze spektakel von ihrer sitzbank aus betrachtet hatte. "die sind noch viel zu nett mit dir umgesprungen! ihr rocker seit alle samt das letzte!" entrüstete sich die oma. völlig geplättet vom politverständnis der alten fehlte gurki eine seiner weltberühmten, schnippischen antworten. dabei war er früher doch so schlagfertig... verdammtes dope! "sie mich auch mal..." murmelte er vor sich hin als er die alte auf ihrer bank passierte und seine irrtour fortsetzte.
2. no one likes you when you´re down and dirty.
gurki hatte die schnauze voll von außenwelt. "jetzt geh ich nach hause und steck mir ne knarre ins maul", scherzte er mit sich selbst..das hoffte er zumindest..
er wollte noch einen schlänker machen und bei brautzilla reinschauen. "vielleicht hat sie sich ja wieder abgeregt und es tut ihr leid was sie am telefon gesagt hat, oder vielleicht war sie ja nur auf pappen." sprach gurki sich mut zu als er auf brautzillas wohnhaus zusteuerte.
Das viertel war echt heruntergekommen. die ganzen jahre von zivilem ungehorsam und bewaffnetem häuserkampf hatten ihre spuren hinterlassen. Aber das war es wert gewesen, für die nächsten ein oder zwei generationen würden sich garantiert keine bullen, spekulanten und anderes gesocks hierher trauen. verdammt, nicht einmal der briefträger kam mehr vorbei. die erste zeit hatte die stadt wohl noch versucht briefempfänger und zeitungsabonennten aus der luft zu versorgen, aber als immer mehr der für spionageflugzeuge gehaltenen transportmaschinen ins flakfeuer der anarchistischen befreiungsfront gerieten wurde dieser service umgehend eingestellt. seitdem holten sich die bewohner der befreiten gebiete ihre post am schalter ab. Die ganze situation war mehr als fragwürdig – und das nicht nur in dieser einen hinsicht.
"ding dong, ding dong" bearbeitete gurki die mit "weg mit der braunen scheisse – esst mehr grünkohl" beschriftete klingel von brautzillas wohneinheit.
in brautzillas kommune hauste noch jede menge anderes gesocks, daher war es sicher das ihm schon irgendwer aufmachen würde.
"wie ist die parole?" tönte es aus der gegensprechanlage. " die bullen haben kurze knüppel" entgegnete gurki.
"brzzzzzz" er vernahm den türöffner. "wiedermal richtig geraten" dachte undercover-gurki als er seine biergestalt durch das desolate treppenhaus hoch in den siebzehnten stock hiefte. "Was dem scheissladen fehlt ist ein fahrstuhl...und ne atombombe." stimmte er sich selbst zu als zur vermeidung eines herzkaspers im dritten stockwerk das basislager aufgeschlagen wurde und er erstmal pause machte.
ohne ausreichende reserven würde er diese stellung nicht lange halten können, daher war an einleben hier im treppenhaus gar nicht erst zu denken.
"oder etwa doch ?" sprach gurki es aus statt nur darüber nachzudenken und kramte mit seinen wurstmäßigen fingern in einer der tausenden von taschen seiner cargo-hose.
wühl, wühl – grabbel grabbel und es kam ein durchsichtiger beutel aus dem inneren der hose zum vorschein. gurki hielt sich den beutel vor seinen schädel und begutachtete die kristalline auslegware. "oh yeah, phaser auf party mister zulu.." phantasierte gurki während er immer wieder seinen angefeuchteten zeigefinger in die zerbröselten mdma-kristalle steckte und ihn danach mit den verschiedensten, total bescheurten gesichtsausdrücken in seinen mund führte. aber wie sagt der mann von welt noch gleich? Kein schweppes-gesicht, keine erfrischung. "hoffentlich sieht das keiner" dachte sich der gurki vom bahnhof zoo.
"scheisse, jetzt brauche ich dringend mukke!" gurki war solange er denken konnte ein sklave des rhythmus gewesen und so fühlte er das er jetzt einen beat bräuchte.
...to be continued...
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